Johannes Freumbichler
Erziehung zur Vernunft und Froehlichkeit
Briefe in Knittelversen für die Jugend von Sechzehn bis Sechzig. Lehrgedicht aus dem Nachlaß, gewidmet dem Enkel Thomas Bernhard.
In seinen
letzten Lebensjahren verfasste der österreichische Schriftsteller Johannes
Freumbichler (1881-1949) für seinen damals 18jährigen Enkel Thomas Bernhard
die "Erziehung zu Vernunft und Fröhlichkeit", eine Sammlung von fast 300
Gedichten, in denen er ein Resümee seiner Lebenserfahrungen zieht und
daraus eine Lehre für die junge Generation ableitet. Dieses Vermächtnis,
das in Form von Knittelversen auftritt und in die Tradition literarisch-philosophischer
Lehrgedichte gehört, blieb über 50 Jahre lang in der Schublade des Enkels
Thomas Bernhard liegen.
Thomas Bernhard, als Autor von Weltruhm längst weit über Johannes Freumbichler
hinausgewachsen, hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass der Großvater
die entscheidende Prägekraft für sein Leben und Werk gewesen ist. In dieser
Ausgabe wird erstmals eine Auswahl von 50 Gedichten aus der "Erziehung
zu Vernunft und Fröhlichkeit" veröffentlicht. Auf den ersten Blick scheint
ihr Inhalt, die Suche nach dem Guten, Wahren und Schönen, mehr dem Optimismus
des Aufklärungszeitalters als dem 20. Jahrhundert anzugehören; doch bei
näherem Hinsehen erweisen sich die leichtfüßigen Verse durchtränkt von
bitteren Erfahrungen mit dem verbrecherischen Nazi-Regime und einer tragischen
Kompromisslosigkeit, mit der Freumbichler die Existenzform des unabhängigen
Künstlers gegen alle äußeren Widerstände bis zuletzt verteidigte.
ISBN 3934785166