Florian Kühnhauser - 1870/71

Florian Kühnhauser

Kriegserinnerungen eines Soldaten des königlich bayerischen Infanterie-Leibregiments

Das Buch von Florian Kühnhauser, das erstmals 1898 erschien, beschreibt den Krieg von 1870/71 zwischen Deutschland und Frankreich aus der Sicht des einfachen Soldaten. Bevor Kühnhauser vom Krieg selbst berichtet, finden wir im ersten Kapitel eine Beschreibung Wiens, wo er zu Kriegsbeginn lebt und arbeitet. Dabei bewundert er besonders die Vielfältigkeit des österreichischen Völkergemischs: „Der Wiener Prater ist ein Tummelplatz für Jung und Alt, Reich und Arm, alles kann dort dem Vergnügen huldigen und jeder nach seiner Art. Den Glanzpunkt jedoch bildeten die schmucken Kostüme der verschiedenen österreichischen Nationalitäten, ein Bild, wie es bunter und farbenreicher nirgends zu finden ist.“ Im zweiten Kapitel wird Tettenhausen beschrieben, sein Heimatort, ein abgelegenes Dorf in Oberbayern, in das, wie Kühnhauser bemerkt, nur einmal im Jahr ein Fremder kam, der Viehhändler aus München. Dann folgt die eigentliche Erzählung des Krieges mit ausführlichen Schilderungen des Verlaufs der Schlachten, die der Erzähler persönlich mitgemacht hat. Kühnhauser beschreibt die Entbehrungen, Strapazen und Furchtbarkeiten des Krieges, etwa beim Gang über das Schlachtfeld oder bei einer ungerechten Hinrichtung eines Soldaten. Befremdlich mutet uns heute der Stolz der siegreichen Soldaten auf dem Schlachtfeld an, das Siegesgeschrei über den zerfetzten Leichen von Freund und Feind: "Die Gefühle wiederzugeben, die nach einer siegreichen Schlacht die Brust eines tapferen Soldaten beseelen, ist unmöglich. Hunger und Durst, Strapazen und Gefahren sind vergessen, und durchglüht von einem mächtigen Selbstbewußtsein ist sein einziger Stolz, für König und Vaterland sein Leben eingesetzt zu haben." Doch die gräßlichen Bilder grauenvoller Erlebnisse lassen Kühnhauser nach den Schlachten auch über das Leid der Mütter, Bräute und Kinder nachsinnen: "Wie siegestrunken mögen die Tausende von Berichten an Vater, Mutter, Freund und Braut gelautet haben? - Aber leider brachten sie auch von Freundeshand manchem bekümmertem Vater, mancher besorgten Mutter die traurige Nachricht, daß ihr Stolz, ihre einzige Hoffnung - ihr Sohn - verwundet schwer darniederliege, mancher zartliebenden Braut die schmerzliche Kunde, daß ihr zukünftiges Lebensglück für immer vernichtet sei, daß eine feindliche Kugel dem Heißgeliebten die Brust durchbohrt habe." Florian Kühnhauser, am 2. Mai 1844 in Tettenhausen am Waginger See geboren, war Schreiner und Schnitzer von Beruf. Er unterrichtete von November 1876 bis Juni 1905 als Oberschreiner und Fachlehrer an der 1869 gegründeten "Distrikts-Zeichen- und Schnitzschule" in Partenkirchen. Dort starb er am 1. Dezember 1919.


ISBN 3934785026